Die Kohlenstoffspeicher der Böden wieder auffüllen

Auf einem Baumstamm klebt ein gelber Post-It, auf dem das Wort CO2 steht.

Die gleichnamige Initiative wurde vor einigen Wochen auf der Plenum-Plattform von DiB zur Abstimmung gestellt. Doch was hat es damit genau auf sich? Wieso muss man die Kohlenstoffspeicher auffüllen und warum genau mit der in der Initiative beschriebenen Methode? Dieser Beitrag soll Antworten geben und die Hintergründe der Initiative beleuchten.

Was sind die Hintergründe?

Im Wesentlichen geht es um die Lösung von zwei großen globalen Problemen:
Um die CO2-Speicherung und um die Wiederherstellung der Fruchtbarkeit der landwirtschaftlichen Böden.
Beides ist eng verbunden mit dem Klimawandel und die jeweiligen Folgen sind dramatisch, wenn wir sie nicht lösen.

Warum wollen wir Pflanzenreste verkohlen und in den Boden bringen?

Die Verkohlung von Pflanzenresten ist der erste Schritt dieser Methode: Sie bindet das CO2, das ursprünglich von den Pflanzen durch Photosynthese selbst aus der Luft gefiltert wurde und speichert es dauerhaft.
Ein wichtiges Detail: Verkohlen ist nicht Verbrennen! Beim Verbrennen geht das CO2 fast vollständig wieder in die Luft, beim Verkohlen wird CO2 nur in geringen Mengen freigesetzt. Trotzdem wird noch Energie frei, die genutzt werden kann. Insofern ist die Pyrolyse – der technische Begriff für die Verkohlung – eine nachhaltige Energiegewinnung mit gleichzeitiger CO2-Speicherung. Sozusagen ein Biomassenkraftwerk 2.0 und damit die Zukunft der Energiegewinnung ohne massive CO2-Freisetzung.

Der zweite Schritt ist die Aufladung der Kohle mit Nährstoffen und die Rückführung in den landwirtschaftlichen Boden. Diesem fehlt durch langjährigen Verlust von Humus – als Folge der intensiven Landwirtschaft – Kohlenstoff. Der Humusanteil im Boden kann und muss durch verschiedene Methoden wieder aufgebaut werden, weil er ein bedeutender CO2-Speicher ist und gleichzeitig für die Erhaltung der Ackerfruchtbarkeit sorgt. Jetzt kommt ein bisschen Biologie ins Spiel: Die Kohle vermischt mit Nährstoffen (z.B. Gülle, Stallmist) ist nach dem Eintrag in den Boden ein wunderbares Umfeld für Bakterien und viele weitere Kleinstlebewesen, welche wiederum die natürliche Humusschicht regenerieren können. Für den Bauer hat das gleich zwei wichtige Vorteile: Er verbessert das Stallklima (weniger Ausgasungen) und er hat mehr Feldertrag ohne Kunstdüngereinsatz.
Ist das Verfahren denn in großem Stil möglich? Ohne anderweitige Umweltfolgen?

Eindeutig ja! Es müssen keine zusätzlichen Bäume gefällt werden um diese Methode umzusetzen. Es gibt genügend Biomasse aus Pflanzenresten, die heutzutage einfach nur verbrannt wird und stattdessen über dieses Verfahren den Weg zurück in den Boden finden muss.


Muss man dann als Ersatz mehr fossile Stoffe für die Energiegewinnung verbrennen? Nein! Denn wir sparen mit dieser Methode genügend Energie: Im Wesentlichen jene, die man sonst für zusätzlichen Dünger verbrauchen würde und jene, die man für andere, technisch aufwendige, CO2-Speichermethoden benötigt.


Wir wüssten nicht, welche Methode beide globalen Probleme mit der gleichen Effizienz und auf natürliche Weise lösen könnte. Und sie ist jetzt bereits umsetzbar und nachweislich praktikabel. Das zeigen bereits einige Bauern erfolgreich. Die Kohleherstellung mit Energiegewinnung ist ebenfalls in großem Maßstab technisch heute schon umsetzbar. Pilotprojekte gibt es in Stockholm, Freiburg und Buchen. Was fehlt sind öffentliche Förderungen, damit sich diese Methode schneller verbreitet.


Eine solche öffentliche Forderung stellen nun wir mit dieser Initiative und wollen zugleich Mut machen, dass es bereits Lösungen für die großen Umweltprobleme gibt, die nur auf die Umsetzung warten.