Warum alle Drogen legalisiert werden müssen

Ich bin auf diese Forderung durch Kofi Annan, den ehemaligen UN-Generalsekretär, aufmerksam geworden. Zuerst dachte ich, er hätte den Verstand verloren. Und das dachten auch viele Menschen bei DiB, als wir anfingen, an diesem Programmpunkt zu arbeiten.

Aber auch vielen Beweger*innen, die vorher skeptisch waren, ging es wie mir: Wenn man sich mit den Details auseinandersetzt, ist die Legalisierung aller Drogen die einzig logische und vernünftige Konsequenz. Damit meinen wir alles, was heutzutage nach dem Betäubungsmittelgesetz verboten ist.

Drogen sind zu gefährlich, um sie Kriminellen zu überlassen

Es wird oft argumentiert, Cannabis sei ungefährlich oder ähnlich harmlos wie Alkohol. Ich halte diese Diskussion und auch die Argumentation für gefährlich und falsch. Drogen sind schädlich und gefährlich und daran darf keinerlei Zweifel bestehen. Und das gilt für Alkohol und Nikotin ebenso wie für Cannabis und Kokain. Alkohol ist eine extrem gefährliche und sehr tödliche Droge. Allerdings gibt es kaum Warnhinweise. Bei Nikotin gibt es deutliche Warnungen, aber es wird weiterhin geworben. Und die anderen Drogen?

Die meisten Drogen sind zwar in Deutschland durch das Betäubungsmittelgesetz verboten, aber sie werden dennoch gehandelt und sind leicht verfügbar. Auf praktisch jedem Schulhof in jeder Stadt und problemlos über das Internet, komfortabel geliefert per Drogen-Taxi. Bei diesen Drogen gibt es keinerlei Warnhinweise, fast keine Aufklärung und keine Beratung oder direkte Angebote zur Therapie. Wir möchten, dass alle Drogen legal verfügbar sind, damit es keinen illegalen Markt mehr gibt. Denn illegal gehandelte Drogen werden verharmlost, die Dealer*innen informieren falsch und mitunter werden den Konsument*innen extrem gefährliche Substanzen untergeschoben.

Nur legaler Handel ermöglicht Aufklärung

In Deutschland müssen selbst Nasentropfen und Aspirin über die Apotheke verkauft werden, weil sie zu gefährlich sind. Aber harte Drogen werden durch Kriminelle verkauft, weil es keine legalen Alternativen gibt. Dealer*innen haben ein Interesse daran, ihre Kundschaft anzufixen – also zu immer stärkeren und profitableren Drogen zu verführen. Die Gewinne sind derart hoch, dass sie Terror und Kriminalität finanzieren (siehe Artikel bei Zeit Online).

Der Kampf gegen die Drogenmafia ist aussichtslos. Egal, wo Teile der Drogenmafia ausgeschaltet werden können: Es steht sofort Ersatz bereit. Egal, welche Wege die Ermittlungsbehörden versperren: Es werden immer Neue gefunden. Einfach weil die Gewinne so hoch sind und die Nachfrage enorm ist.

Was wollte Kofi Annan und warum?

Der ehemalige UN-Generalsekretär Kofi Annan hat tatsächlich die Legalisierung aller Drogen gefordert. Er argumentierte, dass der Krieg gegen Drogen unglaublich viel Leid und Schaden in den Anbau- und Transfer-Ländern anrichte. Das Problem an den Drogen ist die Nachfrage in den Industriestaaten. Die große Nachfrage und die hohen Gewinne führen dazu, dass Geld und Drogen immer einen Weg zueinander finden werden. Auf dem Weg von den Anbauländern zu den Konsument*innen werden Zoll, Polizei, ja ganze Staaten unterwandert, um einen Weg für die Drogen zu schaffen. Trotzdem wälzen die Industriestaaten die Verantwortung für den Krieg gegen die Drogen fast vollständig auf die Anbauländer ab.

Könnte die Legalisierung ein Weg sein?

Ja, aber es gibt eine wichtige Bedingung: Die Drogen dürfen nicht den kommerziellen Interessen von Unternehmen ausgeliefert werden. Dass für Alkohol und Nikotin hemmungslos geworben werden darf, ist ein Verdienst der Lobbys. Zigaretten und Alkohol stehen im Supermarkt an der Kasse neben Schokolade und Kaugummi.

In den Niederlanden hat das Coffeshop-Modell dazu geführt, dass die Menschen keinen Kontakt mehr zu Dealer*innen haben und der Konsum von Heroin ist zurückgegangen. Das zeigt, dass der Konsum von Heroin hauptsächlich durch die Dealer*innen verursacht und gesteuert wurde. In Portugal sind alle Drogen entkriminalisiert und der Drogenkonsum insgesamt ist zurückgegangen – insbesondere unter Jugendlichen.

Unsere Forderungen

Wir fordern ein Werbeverbot für Drogen – auch für Alkohol und Zigaretten. Wir wollen, dass alle Drogen über staatliche Abgabestellen verfügbar sind. Dort wird aufgeklärt und beraten. Außerdem stehen Hilfe und Therapie bereit. Wir wollen, dass die Gewinne zweckgebunden für Aufklärung und Therapie genutzt werden.

Damit bekommen Therapeut*innen und Ärzt*innen Zugang zu den Konsument*innen und Beratung, Aufklärung und Therapie werden einfacher. Der legale Handel entzieht Kriminellen die Geldquelle. Es darf keinerlei Werbung und kein Streben nach Profit geben. Wir glauben, dass Drogenkonsum oft verhindert werden kann, wenn erfahrene Therapeut*innen alternativ ein Gespräch anbieten. Die Mittel dafür fehlen heute, weil wir die Profite den Kriminellen überlassen.

Es bleibt nur noch die Frage, die Kofi Annan dazu gestellt hat: “Seid ihr mutig genug, etwas zu verändern?”

Lies alle Details in unserer Initiative “Aufklärung neu denken: Progressive Maßnahmen gegen Drogenmissbrauch” und diskutiere mit uns!