Recycling allein ist zu kurz gedacht

Elektroschrott rückt zunehmend ins öffentliche Interesse. Die Politik versucht sich an wirksamen Konzepten zum Recycling. Doch uns geht das nicht weit genug!

In der letzten Woche wurde der „Global E-waste Monitor 2017“ veröffentlicht, der weltweite Bericht über Elektroschrott im Jahr 2017. Ein bemerkenswerter Bericht mit vielen Details und Informationen, herausgegeben von der International Telecommunication Union  (Internationale Fernmeldeunion), der United Nations University (Universität der Vereinten Nationen) und der International Solid Waste Association.

Das Ergebnis des Berichtes ist wenig überraschend: Wir produzieren immer mehr Elektroschrott und es wird viel zu wenig dem Recycling zugeführt. Das Recycling findet teilweise unter menschenunwürdigen Bedingungen in Ländern des globalen Südens statt, und  ein großer Teil des Elektroschrotts wird nicht fachgerecht entsorgt. Zu den Hauptverursachern gehört Deutschland, wenn man das Aufkommen pro Kopf betrachtet.

Recycling ist wichtig und die Regelungen zur Rücknahme von Altgeräten sind ein Schritt in die richtige Richtung. Aber nur auf Recycling zu setzen, löst das Problem nicht nachhaltig.

Wir müssen schon vor dem Recycling ansetzen

Damit weniger Elektroschrott anfällt, könnte man einfach weniger konsumieren. Es muss nicht immer das neueste Smartphone oder der modernste Laptop sein. Gebrauchte Geräte zu verwenden, ist aktiver Umweltschutz. Doch dabei gibt es ein Problem: Die Geräte werden zunehmend schlechter reparierbar. Akkus werden fest eingebaut oder sogar verklebt. Gehäuse sind kaum noch ohne Beschädigung zu öffnen. Bauteile sind bewusst Spezialanfertigungen, auch wenn es günstige Standard-Teile gibt.

All dies sind Konsequenzen eines bedrohlichen Trends: Elektronik soll zum Wegwerfartikel werden. Alles soll schnell verbraucht und schnell ersetzt werden, damit die Industrie immer schneller neue Produkte absetzen kann. Dabei sind Neuerungen oft nicht vorhanden oder wenig sinnvoll. Mal ehrlich: Was will man mit Kopfhörern, die nur sechs Stunden Musik wiedergeben? Oder mit einer Armbanduhr, die weniger als einen Tag durchhält?

Es geht auch anders!

Die klassischen Elektrogeschäfte werden immer mehr durch den Online-Handel verdrängt. Damit verschwinden auch Dienstleistungsunternehmen, die eine Reparatur durchführen können. Dem Trend entgegen stemmen sich schon lange die Repair Cafés und das Netzwerk Reparatur-Initiativen.

Aber egal, ob Fachhändler oder Repair Café, beide haben das Problem der Produkte, die nur schwer reparierbar sind. Und oft liegt das Problem wirklich am Akku oder an Kleinteilen, die leicht ersetzbar wären, wenn man das Gerät nur öffnen könnte. Bestes Beispiel ist das Debakel um das Samsung Note 7. Die Akkus hatten einen Produktionsfehler und konnten nicht einfach ausgetauscht werden, da sie fest verbaut waren.

Hier kommen wir ins Spiel – und damit meine ich: Uns alle!

DiB hat die Forderung nach reparierbaren Geräten im Parteiprogramm, um Elektroschrott zu vermeiden. Und wir alle können Reparierbarkeit unterstützen, indem wir im Laden nach ganz einfachen Punkten fragen: Ist der Akku austauschbar? Kann man das Gerät zur Reparatur leicht öffnen?

Wenn der Akku nicht wechselbar ist oder das Gerät verklebt ist, sollten wir nach anderen Geräten fragen. Gibt es keine, können wir das Geschäft verlassen. Mir ist klar, dass aktuell die Auswahl klein ist. Oft bleibt  am Ende doch nur ein Gerät zu kaufen, das den Kriterien nicht entspricht. Aber je mehr Menschen reparierbare Produkte fordern, umso eher werden diese angeboten.

Unser Wunsch ist, dass nicht reparierbare Produkte in Zukunft nicht mehr verkauft werden dürfen. Bei Ladegeräten für Mobiltelefone hat das schon gut funktioniert. Diesen Weg müssen wir weiter gehen, bis Wegwerf-Elektronik komplett der Vergangenheit angehört.

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